02.03.2017 06:01 – Thomas Angeli
Lobbyisten übersetzen Anliegen in eine Sprache, die von Politikern verstanden wird, sagt der Lobbyist Walter Stüdeli. Er weiss, was man von ihm erwartet – auch wenn es um Geld geht.
Herr Stüdeli, Sie verkehren seit Jahren als Lobbyist im Bundeshaus. Was braucht es, dass Sie einen Nationalrat von Ihren Argumenten überzeugen können?
Es braucht in erster Linie gute Argumente. Wenn es nur um Partikularinteressen geht, funktioniert es nicht. Je breiter abgestützt ein Anliegen, desto einfacher ist es, Politiker zu überzeugen.
Sie haben dank Nationalrätin Edith Graf-Litscher (SP) Zugang ins Bundeshaus. Was haben Sie für diesen Zutrittsausweis bezahlt?
Ich habe nichts bezahlt. Diesen Ausweis brauche ich zudem nicht mehr oft. Frau Graf-Litscher überwies ich vor den letzten Wahlen eine Spende, was sie auf ihrer Website öffentlich gemacht hat. Zudem unterstützte ich sie in Form von Arbeitsleistung. Für Ständerat Hans Stöckli (SP) war ich viel aktiver, weil ich sein Fundraiser war. Ich half mit, Kernbotschaften zu erarbeiten. Ich war aber auch im administrativen Bereich tätig, erstellte Serienbriefe etc. Bei den Wahlen entstehen übrigens die grössten Abhängigkeiten zwischen Lobbyisten und Parlamentsmitgliedern. Von den Politikern wird mehr als nur stillschweigend erwartet, dass die Lobbyisten Geld spenden. Vor den Wahlen fliessen die grössten Geldsummen.
Stört es Sie, wenn Lobbywatch alle Ihre Tätigkeiten auflistet und die Verbindungen Ihrer Firma zu Ihren Kunden?
Nein, das stört mich überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich begrüsse das.
Weshalb haben Lobbyisten einen schlechten Ruf?
Weil viele Leute nicht wissen, was wir tun. Teils haben Lobbyisten auch zu Recht einen schlechten Ruf. Manche üben zu viel Einfluss auf Politiker aus und versuchen sie zu manipulieren. Ich persönlich sehe es so: Wir übersetzen ein Anliegen in eine Sprache, die von Politikern verstanden wird.
Lobbywatch erarbeitet zurzeit eine neue Art der Visualisierung von Transparenz in der Politik. Bald ist diese neue Darstellung online. Welche Verbindung werden Sie zuerst nachschauen, Ihre eigene?
Mich interessiert vor allem der Gesundheitsbereich. Für Lobbyisten kann diese Datenbank ebenfalls grossen Nutzen haben.
Walter Stüdeli ist Mitinhaber der Berner Polit-Beratungsfirma Köhler, Stüdeli & Partner. In dieser Funktion ist Stüdeli als Lobbyist für verschiedene Organisationen im Gesundheitsbereich tätig, unter anderem für den Dachverband Komplementärmedizin Schweiz.
Transparenz ist nicht gratis. Lobbywatch.ch arbeitet derzeit an einer völlig neuen Darstellung von Interessenverstrickungen in der Politik. Wir wollen auf einen Blick ersichtlich machen, welche Politiker am Gängelband welcher Lobbygruppe hängt und welche Branche über welche Kanäle mit dem Bundeshaus verbunden sind. Für diese Visualisierung fehlen uns 15‘000 Franken. Deshalb haben wir auf wemakeit.com eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Helfen Sie mit und sorgen Sie mit Ihrer Spende für mehr Transparenz.
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