14.02.2017 19:00 – Thomas Angeli
Am schlechten Ruf von Lobbyisten sind vor allem die Medien schuld, sagt Lobbyist Andreas Hugi. Er begrüsst die Arbeit von Lobbywatch: In den USA sei diese Art von Transparenz gang und gäbe.
Herr Hugi, Sie sind einer der einflussreichsten Polit-PR-Strategen im Bundeshaus. Angenommen, ich möchte Nationalrat werden, was braucht es dazu?
Andreas Hugi: Es braucht vor allem politisches Herzblut. Das ist etwas, das man nicht lernen und auch nicht kaufen kann. Mit Vorteil ist man auch an eine der grossen politischen Parteien angebunden. Sonst wird es schwierig. Und dann braucht es die jahrelange Ochsentour, Arbeit auf kommunaler und kantonaler Ebene. Man muss Sie kennen.
Mit Geld alleine kann ich also nicht Nationalrat werden?
Nein, das reicht nicht. Die Bekanntheit muss man sich jahrelang erarbeiten. Auch die bei den letzten Wahlen in den Fokus der Medien gelangten Quereinsteiger mussten sich ihre Bekanntheit hart erarbeiten. Geld alleine ist nicht das zentrale Element.
Sie haben dank Ständerat Noser (FDP) Zugang ins Bundeshaus. Wieviel haben Sie für diesen Zutrittsausweis bezahlt?
Nichts, keinen Franken. Ich schliesse nicht aus, dass für Zutrittsausweise Geld bezahlt wird, aber ich bezahle nichts. Klar, man steht dem Parlamentarier auch mal für eine Abklärung oder eine Recherche ausserhalb eines Mandats zur Verfügung. Aber als Lobbyist sind wie sowieso verpflichtet, Parlamentariern bei Fragen und Anliegen aller Art zur Verfügung zu stehen.
Stört es Sie, wenn Lobbywatch alle Ihre Tätigkeiten auflistet und die Verbindungen Ihrer Firma zu Ihren Kunden?
Nein, das stört mich nicht. Wir legen die politischen Mandate von uns aus offen. Das ist in den USA seit Jahren gang und gäbe. Wichtig ist, dass man die richtigen Schlüsse aus Verbindungen zieht. Wenn ich von einem Parlamentarier einen Zutrittsausweis habe, heisst das noch nicht, dass ich auch eine Verbindung zu seiner Firma habe.
Weshalb haben Lobbyisten einen schlechten Ruf?
Unser schlechter Ruf wird ja vor allem von den Medien liebevoll gepflegt. Im Tagesgeschäft haben wir mit Parlamentariern einen meist sehr professionellen und selbstverständlichen Austausch. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass Lobbyisten in der Schweiz eher zu einer jüngeren Berufsgattung gehören. Die politische Interessensvertretung in der heutigen, stark professionalisierten und damit auch sichtbaren Form gibt es erst seit etwa 10 bis 15 Jahren. Wir Lobbyisten sind Teil des politischen Systems, aber wir sind nicht gewählt. Das kann den Anschein von nicht legitimierter Einflussnahme erwecken. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass Lobbyisten vor allem aus den USA bekannt sind und dort einen schlechten Ruf haben. Zudem wird der Begriff Lobbyismus im Sprachgebrauch gleich gesetzt mit ‚einseifen’. Leider ist der Begriff in den Medien oft auch negativ behaftet.
Gibt es Mandate und Aufträge, die Sie ablehnen?
Wir nehmen keine Mandate an, die einen Interessenskonflikt zu bestehenden Mandaten generieren können. Zudem müssen unsere Kunden bereit sein, dass wir ihr Public Affairs – Mandat publizieren. Und gerade bei politischen Mandaten muss man das Grundanliegen im weitesten Sinne mittragen können. Wir haben bei uns auch verankert, dass wir keine extremen politischen Positionen vertreten.
Lobbywatch erarbeitet zurzeit eine neue Art der Visualisierung von Transparenz in der Politik. Bald ist diese neue Darstellung online. Welche Verbindung werden Sie zuerst nachschauen?
Die Interessenbindungen von Politikern kann ich schon heute auf der Webseite des Parlaments nachschauen. Aber wenn es eine attraktivere Form dafür gibt, finde ich das gut. Die Verbindungen von Konkurrenten werde ich kaum nachschlagen. Man kennt sich in der Branche und weiss in etwa, wer für wen arbeitet.
Andreas Hugi ist Mitinhaber der Agentur furrerhugi mit Sitz in Bern, Zürich, Lausanne, Lugano und Brüssel. Er ist ausserdem Präsident des Bunds der Public Relations Agenturen der Schweiz (BPRA).
Transparenz ist nicht gratis. Lobbywatch.ch arbeitet derzeit an einer völlig neuen Darstellung von Interessenverstrickungen in der Politik. Wir wollen auf einen Blick ersichtlich machen, welche Politiker am Gängelband welcher Lobbygruppe hängt und welche Branche über welche Kanäle mit dem Bundeshaus verbunden sind. Für diese Visualisierung fehlen uns 15‘000 Franken. Deshalb haben wir auf wemakeit.com eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Helfen Sie mit und sorgen Sie mit Ihrer Spende für mehr Transparenz.
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