LogoLobbywatch

Sägesser geht zu Santésuisse

11.12.2015 09:36 – Otto Hostettler

Die juristische Autoritätsperson des Lobbyistenverbandes SPAG könnte bald selber befangen sein. Er wechselt zu Santésuisse.

Als Präsident der Standeskommission der Schweizerischen Public Affairs Gesellschaft (SPAG) untersucht er, ob Lobbyisten ihre eigenen Richtlinien in Sachen Transparenz einhalten. Jetzt hat Thomas Sägesser selber ein Transparenzproblem. Im Januar wird die Standeskommission darüber diskutieren, ob er seine Funktion als Präsident überhaupt noch weiter ausüben kann. Denn mit dem Jahreswechsel übernimmt er einen neuen Job. Sägesser wird Generalsekretär beim Krankenkassenverband Santésuisse, wie er gegenüber Lobbywatch.ch bestätigt.

Thomas Sägesser, bisher Co-Generalsekretär der Direktion des Innern des Kantons Zug, betont, er übernehme bei Santésuisse keinen Lobbyistenposten, sondern den Job des neu geschaffenen Generalsekretärs. In dieser Funktion sei er direkt dem Verwaltungsratspräsidenten Heinz Brand (Nationalrat, SVP) unterstellt und wirke gewissermassen als Koordinator der Gesellschaften von Santésuisse. In den verschiedenen Verwaltungsräten verfüge er aber weder über ein Antrags- noch über ein Stimmrecht.

Ob seine neue berufliche Tätigkeit auch mit dem Amt des Präsidenten der SPAG-Standeskommission vereinbar sei, werde das Gremium des Lobbyistenverbandes im Januar diskutieren, sagt Sägesser. Die Standeskommission ist quasi die Compliance-Instanz des Lobbyistenverbandes, die beurteilt, ob die Lobbyisten ihre eigenen Standesregeln in Sachen Transparenz einhalten. Aufsehen erregten die «Richter» des SPAG mit dem Fall Markwalder/Kasachstan und Werner C. Rohr/Fifa.

Im Fall Kasachstan rüffelte Sägessers Gremium die Lobbyistin und einstige Burson-Marsteller-Chefin Marie-Lousie Baumann wegen fehlender Transparenz. In zweiten Fall kam die Standeskommission zum Schluss, der Lobbyist Werner C. Rohr habe im Bundeshaus nicht für die Fifa lobbyiert, obschon er in deren Auftrag unterwegs gewesen war. Sägesser setzte sich SPAG-intern konsequent für die Umsetzung der Standesregeln ein und sorgte damit für mehr Transparenz als manchen Mitgliedern des Lobbyistenverbands lieb ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass einigen ein Abgang der juristischen Autoritätsperson mehr als recht wäre.